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Selbstregulierung- und Meldemechanismus von illegalem Material auf Youtube in der Praxis

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Bestimmte Filme aus der NS-Zeit sind auch heute nicht ohne weiteres für die Öffentlichkeit zugänglich. Aufgrund ihres rassistischen, antisemitischen oder volksverhetzenden Inhalts wurde ihre Freigabe von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) verweigert. Trotz des Verbots sind einige dieser „Werke“ auf Youtube zu finden. Wir meldeten diese Filme und gingen der Frage nach, was mit diesen Videos nach so einer Meldung passiert.

el_floz CC BY-NC-SA 2.0
el_floz CC BY-NC-SA 2.0

Es sind Filme wie „Der ewige Jude“ oder auch „Jud Süß“, die auf Youtube hochgeladen und für jeden frei zugänglich sind. Eigentlich dürften diese Videos auf der Plattform aber nicht veröffentlicht werden. Weder aufgrund der FSK noch aufgrund von Youtube selbst. Denn laut den Nutzungsbedingungen sind pornographische, rassistische oder auch volksverhetzende Inhalte in Videos verboten und werden von den Betreibern weder akzeptiert noch veröffentlicht. Trotz geltendem Verbotsgesetz schaffen es die Nutzer immer wieder ohne große Anstrengung nationalsozialistisches Gedankengut auf Youtube zu verbreiten. Egal ob rechtsradikale Musik oder antisemitische Propagandafilme. Auf der Internetplattform findet man längst nicht nur mehr „lustige“ Videos. Und „giftig“ sind diese Vorbehaltsfilme, wie sie auch genannt werden, auch noch heute für die Bevölkerung. Denn die Faszination dieser Streifen hat vor allem bei deren Anhängern nicht nachgelassen. Im Gegenteil. Mit der steigenden Zahl der User von Youtube ist auch die Zahl solcher Filme im Internet gestiegen.

Vorfälle

In den letzten Jahren musste sich Youtube immer wieder wegen der Veröffentlichung dieser Videos rechtfertigen. Bereits im Jahre 2006 veröffentlichte der Spiegel Online einen Artikel über die rechtsradikale Musik und die Propagandafilme auf Youtube. Und schon damals hatten die Jugendschützer Probleme dagegen vorzugehen. Michaela Seim von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die einen großen Teil des nationalen Filmerbes, vor allem von der Zeit zwischen 1920 bis 1960, verwahrt, kennt das Problem. „Wir versuchen diese Titel immer wieder zu löschen, sie werden aber immer wieder eingestellt.“, erklärt Seim. Aufgrund der Tatsache, dass in den USA das Hochladen solcher Videos nicht verboten ist, können die Nutzer diese ohne jegliche rechtliche Konsequenz der Öffentlichkeit frei zugänglich machen. Die User können diese Videos zwar melden, wirklich verschwinden tun diese aber von der Plattform nicht. „Schwarze Schafe wird es leider immer geben.“, weiß Michaela Seim.

Test

Wir wollen es genau wissen und gehen der Frage nach, was mit den Videos passiert, die von den Youtube-Nutzern als rassistisch gemeldet werden.

Um solche Videos überhaupt melden zu können, muss man sich bei Youtube zuerst einmal anmelden und ein Konto erstellen. Das geht relativ schnell, denn es wird nur nach dem Namen, einem Usernamen,Passwort,Alter, Standort und einer gültigen Email-Adresse gefragt. Viele dieser Daten werden von Usern jedoch oft gefälscht, um keine strafrechtlichen Konsequenzen für das Hochladen solcher Filme befürchten zu müssen. Dann kann es losgehen.

Wenn man bei der Youtube-Suchleiste zum Beispiel „Der ewige Jude“ eingibt, erscheinen mindestens 7 dieses Propagandafilms auf der Ergebnisseite auf unterschiedle Art. Egal ob als durchgehender 60 Minutenfilm oder als mehrteilig-gebloggter 10 Minutenstreifen. Wir widmen uns dem Film, der mit über 10.000 Klicks am öftersten angesehen wurde.

Unter dem Video ist ein Button mit einer Fahne, mit dem man das Video als unangemessen melden kann. Nun fragt Youtube, um welchen Inhalt es sich hier handelt. Man kann unter verschiedenen Arten von Inhalten wählen. Unterschieden wird im groben zwischen rassistisch, pornographisch oder auch rechtsradikal. Anscheinend wissen die Betreiber von Youtube genau, welche Arten von Videos manche ihrer Nutzer für die Öffentlichkeit bereitstellen. Hat man den betreffenden Inhalt ausgewählt, erscheint ein Freitextfenster, in das man eine Erklärung schreiben kann, warum man dieses Video gemeldet hat. Dann heißt es die Beschwerde abschicken und warten.

Der nächste Tag

Wir wollen wissen, was mit diesem Video passiert ist und ob sich Youtube überhaupt für unser Problem interessiert hat. Und tatsächlich. Innerhalb von 24 Stunden zeigt die Meldung dieses Films Wirkung. Das Video wurde zwar nicht gelöscht, aber bevor man sich dessen Inhalt nun ansehen kann, erscheint ein Fenster mit der Warnung: Der folgende Inhalt wurde von der YouTube-Community als potenziell beleidigend oder unangemessen eingestuft. Dies ist vom Betrachter zu berücksichtigen.

Das Problem, das User aber noch immer rechtsradikales Material auf Youtube hochladen können, ist damit aber noch lange nicht gelöst. Dazu braucht es schon etwas mehr, als nur einen einfachen „Melde-Button“. Denn schon ein paar Stunden später wurde ein neues „Der ewige Jude“ – Video mit einem Hinweis, wo man sich diesen Film noch anschauen kann, hochgeladen. Diesmal von einem anderen User.


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